„Sagt meiner Mutter bloß nicht, dass ich in der Werbung arbeite – sie glaubt, ich spiele Klavier in einem Bordell.“
Werbung ist ein wunderbarer Job, der viel Stress, aber mindestens ebenso viel Spaß macht. Jedenfalls empfinden das viele in der Branche so. Manche – und zu denen gehöre ich auch – haben trotzdem hin und wieder ein Problem mit ihrem Metier. Sie fragen sich: Darf ich meine Tätigkeit losgelöst vom Inhalt betreiben? Mit anderen Worten: Kann ich, unabhängig von der Absicht des Kunden oder der Art des Produkts, einfach Spaß daran haben, gute Werbung zu machen? Oder sollte ich lieber wählerisch sein? Zum Beispiel aus „ethischen“ Gründen? Oder wenn ich sehe, dass ein Kunde eine Strategie verfolgt, die ich für falsch halte?
Eine allgemein verbindliche Antwort gibt es natürlich nicht. Was die Ethik angeht, so habe ich für mich entschieden, nur für solche Kunden tätig zu werden, deren Produkte ich einigermaßen nützlich (oder wenigstens harmlos) finde, und mich im Zweifelsfall zurückzuhalten. Vielleicht eine etwas altmodische Einstellung, andererseits: Aus einem schlechten Gefühl heraus entsteht bestimmt keine gute Werbung ...
Mangelnde Sensibilität (und Ehrlichkeit) vieler Werber hat der Werbung ihr zwischen Faszination und Verachtung schillerndes Image eingebracht, das Jacques Séguéla einst so schön auf den Punkt brachte: „Sagt meiner Mutter bloß nicht, dass ich in der Werbung arbeite – sie glaubt, ich spiele Klavier in einem Bordell.“
Zum Weiterlesen und -nachdenken über die Werbung und ihre Protagonisten hier noch ein paar Buchtipps – allesamt schon älter, aber immer noch lesenswert:
Mangelnde Sensibilität (und Ehrlichkeit) vieler Werber hat der Werbung ihr zwischen Faszination und Verachtung schillerndes Image eingebracht, das Jacques Séguéla einst so schön auf den Punkt brachte: „Sagt meiner Mutter bloß nicht, dass ich in der Werbung arbeite – sie glaubt, ich spiele Klavier in einem Bordell.“
Zum Weiterlesen und -nachdenken über die Werbung und ihre Protagonisten hier noch ein paar Buchtipps – allesamt schon älter, aber immer noch lesenswert:
- Zuerst der schon erwähnte Titel von Jacques Séguéla: „Ne dites pas à ma mère que je suis dans la publicité ... Elle me croit pianiste dans un bordel“ (1992)
- Die zynische Sicht der Dinge im Stil eines Michel Houellebecq liefert Frédéric Beigbeder: „99 Francs“ (2001), deutsche Ausgabe: „39,90“
- Ulrich Eicke: „Die Werbelawine“ (1991)
- Peter Mayle: „Up the Agency“ (1995)
- Zum Schluss noch ein Reminiszenz an die Zeiten der New Economy: In ihrem Buch „Schluss mit Lustig“ (erschienen 2001) rechnet Judith Mair mit den (Un-) Sitten der Werbebranche ab: In ihrer Agentur siezt man sich, zieht sich ordentlich an und hält sich peinlich an die vorgegebenen Bürozeiten. Und wehe, jemand kommt mit dem Kickboard zur Arbeit …